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Kapitalbedarf ermitteln, Finanzplan erstellen, Wirtschaftlichkeit berechnen ■

Sie haben sich inzwischen mit Ihrer Geschäftsidee und dem Marktumfeld beschäftigt. Nun ist es an der Zeit sich Gedanken zu machen, wie eine Umsetzung der Unternehmensgründung möglich ist und was Sie hierzu benötigen. Entscheidend ist hierbei der Kapitalbedarf der Gründung. Es ist an der Zeit diesen zu ermitteln und einen aussagekräftigten Finanzplan zu erstellen.

Mittels einer Marktanalyse haben Sie eruiert, welche Verkaufspreise Sie erzielen und wie viele Einheiten Sie verkaufen können. Nun müssen Sie feststellen, welche technischen Voraussetzungen Sie schaffen müssen um Ihre Geschäftsidee umsetzen zu können und welche Einkaufspreise Sie zahlen müssen um die von Ihnen benötigten Rohmaterialien einkaufen zu können und ob Sie in eigenen, zu erwerbenden oder anzumietenden Räumlichkeiten tätig werden wollen.

Inhaltsverzeichnis

1. Ermittlung des Kapitalbedarfes ■

Um nun den Kapitalbedarf für Ihr Jungunternehmen zu ermitteln, müssen alle Investitionskosten der Unternehmensgründung ermittelt werden. Das können Anschaffungskosten für Gebäude, Maschinen oder andere benötigte Inventargegenstände sein. Zu den Investitionskosten können ebenso geplante Verluste in der Startphase des Unternehmens zählen. Aussagen hierzu können Sie natürlich erst treffen, wenn Sie alle Grundlagen zusammentragen und Ihren Bedarf berechnen.

Sind alle benötigten Kapitalmittel zusammengetragen, wird ein Finanzplan erstellt. Im Finanzplan wird der Kapitalbedarf zum Start des Unternehmens und, falls notwendig, auch der nächsten Jahre geplant. Dies umfasst wie erläutert die nötigen Investition zum Start, sowie geplante Investitionen und geplante Verluste. Ebenso darf nicht vergessen werden, dass der Jungunternehmer auch in der Startphase des Gründungsunternehmens von etwas leben muss. Dieser Eigenbedarf muss ebenfalls finanziert werden können.

Zusammen mit den geplanten nötigen Anschaffungen wird die betriebsübliche Nutzungsdauer und damit auch die Höhe der Abschreibungen für die einzelnen anzuschaffenden Wirtschaftsgüter ermittelt. Bei der Erstellung des Finanzplans gilt es die goldene Finanzierungsregel einzuhalten: Die Laufzeit eines Darlehens sollte maximal der betriebsüblichen Nutzungsdauer entsprechen. Das bedeutet, dass z.B. ein Darlehen für ein Neufahrzeug nicht länger als 6 Jahre laufen sollte. Das Ergebnis des Finanzplans ist der monatliche Kapitalbedarf für Zins- und Tilgungsleistungen Ihres Jungunternehmens, sowie die Höhe und Laufzeiten der Abschreibungen.

Zur Ermittlung der Abschreibung, sowie der Nutzungsdauer können Sie unsere Exceltabelle zur Ermittlung der Abschreibung verwenden.

2. Aufstellung eines Finanzplanes

Finanzplan
Investition Kapitalbedarf Finanzierung Laufzeit Tilgungsrate Nutzungsdauer Abschreibung
75.000 EUR 75.000 EUR 72 Monate 938 EUR 96 Monate 780 EUR
8.000 EUR 8.000 EUR 36 Monate 243 EUR 36 Monate 220 EUR
25.000 EUR 15.000 EUR 48 Monate 350 EUR 72 Monate 350 EUR
3.500 EUR - - - - -
2.500 EUR - - - - -
3.000 EUR - - - - -
117.000 EUR 98.000 EUR - 1.780 EUR - 1.350 EUR

In diesem Finanzplan wurde unterstellt, dass der Existenzgründer über ausreichend eigene Mittel verfügt hat um die Anfangsverluste und die Werbekampagne zur Produkteinführung zu finanzieren. Ebenso war ein Kleinwagen vorhanden, der in Zahlung gegeben werden konnte, um den nun benötigten Kastenwagen anzuschaffen. Es ist geplant ein Einzelunternehmen zu gründen, daher wurde die Gründungskosten außen vor gelassen. Der Existenzgründer hat sich entschieden, die Unternehmensgründung ohne fremde Hilfe vorzunehmen, daher wurden die Kosten einer Gründungsberatung ebenfalls nicht berücksichtigt.

Um die Wirtschaftlichkeit Ihres zu gründenden Unternehmens zu ermitteln müssen Sie die Kosten zunächst in zwei Bereiche aufteilen. Fixkosten und variable Kosten. Die Unterscheidung ist zuweilen etwas komplex. Kosten können aus fixen und variablen Teilen bestehen, so genannte Mischkosten (z.B. Energiekosten, die aus Grundgebühren und Verbrauchsgebühren bestehen). Es gibt auch Fixkosten, die sich nach bestimmten Kriterien richten und daher in ihrer tatsächlichen Höhe variabel sind (z.B. Kosten der Steuerberatung, da sich diese nach dem Erfolg des Unternehmens richten).
Diese Differenzierungen spielen jedoch an dieser Stelle noch keine entscheidende Rolle.

3. Fixkosten ermitteln ■

Fixkosten sind Kosten, die dem Unternehmen immer anfallen. Meist auch in gleichbleibender Höhe, ganz unabhängig davon ob und in welcher Höhe Einnahmen erzielt werden oder auch nicht.

Typische Fixkosten sind
  • Mieten
  • Versicherungsbeiträge
  • Zinszahlungen für Darlehen
  • Gehälter inkl. Arbeitgeberanteile
  • Energiekosten (produktionsunabhängig)
  • Telefon- und Internetkosten
  • Kraftfahrzeugkosten außer Verbrauchskosten
  • regelmäßige Instandhaltungs- oder Wartungskosten
  • Lizenzkosten
  • Vertraglich vereinbarte andere Kosten mit fixen Beträgen
  • Steuerberatungskosten inkl. Jahresabschlusskosten

Sind alle Fixkosten zusammengetragen, sieht die Aufstellung zum Beispiel so aus:

Fixkosten
Kostenart monatlich jährlich
750 EUR 9.000 EUR
65 EUR 780 EUR
340 EUR 4.080 EUR
2.800 EUR 33.600 EUR
80 EUR 960 EUR
90 EUR 1.080 EUR
90 EUR 1.080 EUR
180 EUR 2.160 EUR
170 EUR 2.040 EUR
250 EUR 3.000 EUR
300 EUR 3.600 EUR
250 EUR 3.000 EUR
5.365 EUR 64.380 EUR

Hierbei ist zu beachten, dass bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften noch kein "Gehalt" für den Unternehmer selbst berücksichtigt ist. Außerdem sind die Darlehensrückzahlungen zwar Aufwendungen, die verdient werden wollen, sich steuerlich jedoch nicht auswirken, doch dazu später mehr.

„Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so wenige Leute damit beschäftigen.“
- Henry Ford, Automobilpionier  1863 -  1947

4. Aufstellung der variablen Kosten ■

Variable Kosten entstehen durch das Ausüben der unternehmerischen Tätigkeit und steigen und fallen in Ihrer Höhe mit der Auslastung des Unternehmens.

Typische variable Kosten sind
  • Wareneinkauf für Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe
  • Energiekosten für Produktion
  • Fremdleistungen
  • Kosten der Warenabgabe
  • Verbrauchskosten für Kraftfahrzeuge
  • Steuern vom Umsatz und Ertrag

Bevor die variablen Kosten ermittelt werden können muss jedoch zunächst bestimmt werden, in welcher Höhe diese anfallen müssen, damit das Unternehmen in der Lage ist sich selbst zu tragen. Die benötigten Fixkosten wurden bereits ermittelt. Unterstellt es handelt sich um die Gründung eines Einzelunternehmens werden nun noch die vom Gründer benötigten monatlichen bzw. jährlichen Beträge hinzugerechnet.

An dieser Stelle fließt erstmals die Steuerbelastung in die Berechnung ein. Die Entnahmen des Einzelunternehmers, sein ‚Gehalt‘, mindern den Gewinn des Unternehmens nicht. Die Ausreichung eines Darlehens erhöht den Gewinn nicht. Wäre dem so, müssten auf die Ausreichung eines Darlehens Steuern gezahlt werden, sodass dem Unternehmer nur ein um die Steuern verminderter Betrag zur Verfügung stünde, also müsste das Darlehen höher ausfallen, was wieder eine höhere Steuerlast zur Folge hätte. Dies wäre selbstverständlich unsinnig. Da die Ausreichung eines Darlehens den Gewinn nicht beeinflusst, werden die Darlehensrückzahlungen analog dazu behandelt und mindern den Gewinn nicht, müssen aber natürlich erwirtschaftet und vom Gewinn nach Steuern gezahlt werden.

Mindestergebnis
Aufwand monatlich jährlich
5.365 EUR 64.380 EUR
2.000 EUR 24.000 EUR
1.440 EUR 17.280 EUR
8.805 EUR 105.660 EUR
200 EUR 2.400 EUR
9.005 EUR 108.060 EUR

In der Berechnung der Steuerbelastung wurden die im Finanzplan ermittelten Abschreibungen berücksichtigt. Anschaffungen von Wirtschaftsgütern, die dem Betrieb auf Dauer zu dienen bestimmt sind, also in das Anlagevermögen des Unternehmens gekauft werden, mindern den Gewinn nicht in einer Summe, sondern werden über die betriebsübliche Nutzungsdauer abgeschrieben und mindern den Gewinn in jedem Jahr ihrer betrieblichen Nutzung um den entsprechenden Bruchteil. Rechnen Sie also "in Geld" fließen die Mittel zur Anschaffung von Anlagevermögen im Jahr des Erwerbs in einer Summe ab, rechnen Sie jedoch den wirtschaftlichen Gewinn des Unternehmens aus, der zur Versteuerung führt, können Sie nur den entsprechenden Bruchteil aus der Anschaffung als Kosten abziehen. Die ermittelten Beträge müssen daher nach Steuern mindestens erzielt werden um den Kapitaldienst für die aufgenommenen Darlehen und die Lebenshaltungskosten des Unternehmensgründers finanzieren zu können.

Die Fixkosten sind Ihnen bekannt und nun auch der Mindestgewinn, der erzielt werden muss. Um ermitteln zu können, wie viele Einheiten Sie absetzen müssen, um den mindestens benötigten Gewinn zu erzielen müssen Sie ihre variablen Kosten ermitteln und dann durch die Differenz des beim Verkauf des Produktes erzielten Preises und den variablen Kosten zu ermitteln wie viele Einheiten sie mindestens absetzen können, um ein tragfähiges Unternehmern starten zu können. Daher gilt es nun zunächst festzustellen, wie hoch die variablen Kosten für eine Einheit sind.

variable Kosten
Kostenart pro Stück
1,582 EUR
0,045 EUR
0,031 EUR
0,025 EUR
0,068 EUR
1,751 EUR

Aus Sicherheitsgründen werden nun einige Cent aufgeschlagen um Preisschwankungen am Markt und eventuell bislang unberücksichtigte Aufwendungen abdecken zu können. Der ermittelte Anteil variabler Kosten je Einheit liegt daher bei 1,80 EUR.

5. Tragfähigkeit des Vorhabens prüfen

Aufgrund der bereits durchgeführten Marktanalyse wurde ermittelt, dass es möglich ist, das Produkt zu einem Preis von 4,19 EUR ohne Umsatzsteuer am Markt zu platzieren. Der Differenzbetrag zwischen dem erzielbaren Netto-Verkaufspreis und den variablen Kosten ist 2,39 EUR. Nun folgt die Ermittlung, wie viele produzierte Einheiten das Jungunternehmen veräußern muss, damit es genügend Gewinn erwirtschaftet um den Kapitaldienst erfüllen zu können und die Lebenshaltungskosten des Unternehmensgründers tragen zu können. Zugleich werden die fehlenden Werte für den zu erstellenden Businessplan ermittelt.

Mit der ermittelten Marge zwischen produktionsabhängigen Kosten und Verkaufspreis und den ermittelten Gesamtkosten lässt sich durch Division ermitteln, wie viele Einheiten das zu gründende Unternehmen absetzen muss, um die Gesamtkosten zu decken. Dies sind 3.770 Einheiten monatlich und 43.960 Einheiten jährlich. Da die Marktanalyse einen möglichen Absatz von 5.000 bis 6.000 Einheiten ergeben hat steht zu diesem Zeitpunkt fest, dass das zu gründende Jungunternehmen erfolgreich am Markt auftreten kann.

Daraus ergeben sich die fehlenden Werte zur Aufstellung des Businessplanes:

Mindestbetrachtung
Position Einheiten pro Monat monatlich jährlich
3.770 15.335 EUR 184.025 EUR
3.770 5.790 EUR 184.025 EUR
3.770 165 EUR 1.980 EUR
3.770 114 EUR 1.362 EUR
3.770 92 EUR 1.098 EUR
3.770 249 EUR 2.987 EUR